Wie komme ich um „Strafzinsen“ herum?

Wie komme ich um Strafzinsen herum

Viele Bürger, aber besonders auch mittelständische Unternehmen ärgern sich aktuell über zu zahlende Verwahrentgelte und versuchen sie möglichst zu umgehen. Dazu eröffnen viele weitere Konten bei unterschiedlichen Banken. Doch das erschwert die Übersicht über die eigenen Finanzen. Ganz zu schweigen von der eingesetzten Zeit bei der Eröffnung zusätzlicher Konten. Doch es gibt auch andere Möglichkeiten, sich diesem Problem zu nähern.

Hier muss es aber zunächst zu einem Umdenken kommen. Denn statt Gebühren vermeiden sollte man vielleicht eher über eine Kompensation der Gebühren nachdenken. Wie funktioniert das?

Ich baue mir gedanklich zwei Töpfe. Der eine beinhaltet die Liquidität, der andere den sogenannten „Bodensatz“. Der Begriff kommt aus der Bankenwelt und bildet die gedankliche Grundlage für die Fristentransformation. Für Privatpersonen oder auch mittelständische Unternehmen kann man die „Bodensatztheorie“ sehr vereinfacht anwenden.

Als Bodensatz bezeichnet man nämlich den Teil der Liquidität, von dem man sehr sicher ist, dass man sie mit sehr großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten mindestens fünf Jahren nicht benötigt. Diese Liquidität steht dann für Investitionen in Anlagen zur Verfügung, die zwar mehr schwanken, aber eben auch deutlich mehr Rendite bringen.

Wenn ich von einem Verwahrentgelt von 0,5% p.a. ausgehe, und ein Investment tätige, von dem ich auf lange Sicht eine Rendite von 4,0% nach Kosten erwarte, dann reicht es bereits 12% der Liquidität in entsprechende Mischfonds oder auch in eine Fondsvermögensverwaltung zu investieren, um eine Überkompensation des Verwahrentgelts zu erreichen.

Hier ein Beispiel: ich habe 1 Mio. € auf einem Girokonto und würde demzufolge 5T€ p.a. als Verwahrentgelt zahlen.

Nach dem oben beschriebenen Ansatz würde ich jetzt 880T€ als Liquiditätsreserve liegenlassen können, die mich 4,4T€ kosten würden. Gleichzeitig wäre bei einer Anlage in Höhe von 120T€ in eine moderat anlegende Vermögensverwaltung eine Renditeerwartung von durchschnittlich 4% = 4,8T€ nach Kosten möglich. Wichtig ist der Anlagehorizont von mehr als 5 Jahren insbesondere in schlechten Marktphasen. Bei steigenden Märkten kann man natürlich jederzeit auch zwischendurch mal den einen oder anderen Gewinn mitnehmen.

Fazit: wenn ich mir über meine Zahlungsströme (laufende Ein- und Auszahlungen) Klarheit verschafft habe, ist es bei ein wenig Anlagehorizont und Risikobereitschaft einfacher, einen Bodensatz von in unserem Fall 12% zum Beispiel in eine Fondsvermögensverwaltung anzulegen, als mir jeden Tag den Kopf über die Vermeidung von Verwahrentgelt zu zerbrechen.

 

Stefan Hölscher
Kategorien: Allgemein
21. Oktober 2021