CAPinsider-Talk: »Es ist nicht mehr alles erfolgversprechend, was Aktie ist«

Capinside Talk mit Stefan Hölscher

Die Corona-Pandemie sorgt für große Unsicherheit bei den Investoren. Wir haben unsere CAPinsider gefragt, womit sie im Alltagsgeschäft konfrontiert werden. Was raten Berater und Vermögensverwalter jetzt ihren Kunden? Wie entwickeln sich die Anlagemärkte? Heute: Stefan Hölscher

Mit welchen Fragen und Anliegen kommen Ihre Kunden derzeit vor allem zu Ihnen?

Hölscher: Das ist sehr unterschiedlich. Einige wollen Strafzinsen vermeiden, und andere machen sich Gedanken über ihre Altersvorsorge. Es kommen vermutlich zwei Faktoren zusammen. Neben denen, die unter der Pandemie finanziell stark leiden, gibt es aber auch diejenigen, die genausoviel Geld zur Verfügung haben wie vorher, aber nicht in der Lage sind, es auszugeben. Außerdem haben sie viel Zeit nachzudenken und gehen Themen an, die sie früher vor sich hergeschoben haben.

 

Wie lautet Ihre grundsätzliche Anlagephilosophie bzw. Ihr Anlageansatz?

Hölscher: Ohne das Eingehen von Schwankungsrisiken gibt es keinen Gewinn. Daher muss der Anleger Schwankungsrisiken eingehen. Wir versuchen durch Risikostreuung über verschiedene Anlagen und Managementansätze diese Schwankungen für den Anleger möglichst erträglich zu gestalten ohne dabei das Ziel – einen zufriedenstellenden Ertrag zu erwirtschaften – aus den Augen zu verlieren.

 

Wie entwickeln sich die Märkte in den kommenden Monaten? Geht der Post-Corona-Rally die Puste aus oder geht es aus Ihrer Sicht weiter aufwärts?

Hölscher: Zuerst mal müssen wir natürlich darauf hinweisen, dass wir die berühmte Glaskugel nicht haben. Wenn man sich aber die Attraktivität von Assetklassen anschaut, dann bleibt festzuhalten, dass die Aktienmärkte nach wie vor das attraktivste Segment darstellen und – wenn auch unter starken Schwankungen – weiterlaufen sollten. Innerhalb der Aktienmärkte sollte man sich dabei aber die Bewertungen anschauen. Es ist nicht mehr alles erfolgversprechend, was Aktie ist.

Rentenmärkte sind unattraktiver und könnten noch ein wenig fallen. Allerdings werden sie nicht ins Bodenlose fallen, weil das die Notenbanken nicht zulassen.

 

Von welchen Assetklassen raten Sie im aktuellen Umfeld eher ab, und welche Branchen sollte man im Fokus haben?

Hölscher: Bis auf wenige Ausnahmen halte ich reine Rentenfonds für unattraktiv. Auch offene Immobilienfonds erscheinen mir im aktuellen Umfeld riskant, da niemand die Entwicklung im Büroimmobilienmarkt, aber auch bei Hotels seriös einschätzen kann. Bei den Branchen sollte man sich mehr um die Branchen kümmern, die in der Vergangenheit keiner haben wollte. Wenn man sich anschaut, was z.B. gute Versicherungsunternehmen für eine Bewertung oder auch Dividendenrendite haben und das bei funktionierenden Geschäftsmodellen, dann finde ich das spannend. Gleiches gilt zum Beispiel für Finanzwerte oder auch Vermögensverwalter, wie auch die Bereiche Telekom oder Versorger.

 

Wie würden Sie zum jetzigen Zeitpunkt 100.000 Euro anlegen?

Hölscher: Zunächst muss man schauen, wie die Risikobereitschaft und der Zeithorizont des Anlegers sind. Sollte von allem ausreichend vorhanden sein, so würde ich schon an die 100 % Aktienquote gehen. Grob je 1/3 in Europa, USA und Emerging Markets und dabei unbedingt auch die genannten Branchen berücksichtigen. Vermutlich würde ich aber nicht alles auf einmal investieren, sondern monatsweise bis zum Jahresende, um von zwischenzeitlichen Rückschlägen profitieren zu können. Generell liegt mein Geld da, wo das meiner Anleger auch liegt. In unseren Vermögensverwaltungsstrategien und in unserem Fonds S&H Globale Märkte.

CAPinside
Kategorien: Allgemein
19. März 2021