CAPinside-Trend Debatte: Was sich laut CAPinside-Community nach der Wahl verändern muss!

Debatte: Was ändert sich nach der Wahl!

Der September stand ganz im Zeichen der Bundestagswahl. Auch bei CAPinside wollten wir von Ihnen wissen, welche politischen Themen den Kapitalmarkt zukünftig stärker beeinflussen werden und welche Hürden es zu nehmen gilt. Das sagt unsere Community!

Wer die Partei-Programme aufmerksam gelesen hat, hat festgestellt: Ganz gleich bei welcher Partei, sofern die jeweiligen Wahlversprechen wirklich ein zu eins umgesetzt werden würden, stünde Deutschland ein grundlegender Richtungswechsel bevor. Das zeigt aber auch, wie viele Aufgaben und Probleme in den letzten Jahren der großen Koalition ungelöst geblieben oder neu dazugekommen sind. Im September wollten wir daher von Ihnen wissen, welche Herausforderungen den Kapitalmarkt am stärksten beeinflussen. Und so haben Sie abgestimmt.

Klimawandel ist die größte Herausforderung 

Es war das große Wahlkampfthema vieler Parteien: Der Klimawandel. Welche Auswirkungen sind zu erwarten, wie groß werden sie sein und was müssen Gesellschaft und Politik anpacken, damit die bereits jetzt absehbaren Folgen möglichst gering ausfallen? 41 Prozent der Community sahen die Klimapolitik als die wichtigste Aufgabe an. Auch CAPinside-Mitglied und Privatanleger Holger Grawe bewertete dies ähnlich: „Als ein schwerwiegendes Problem sehe ich die von Menschenhand verursachte Klimaveränderung an. Sie ist Realität und erfordert daher zeitnah eine Reaktion bei jedem von uns Menschen und auch von der Politik. Jedem von uns sollte klar sein, dass neben Verhaltensänderungen die Wiederherstellung des Gleichgewichts der Natur Geld kostet, welches jeder von uns zu zahlen hat.“

Im Gegensatz etwa zur Renten- oder Bildungspolitik lassen sich die klimatischen Veränderungen nur bedingt auf Bundesebene stoppen oder gar rückgängig machen. Laut Stefan Hölscher, Geschäftsführer bei Stubenrauch + Hölscher Fondsberatung, könnte ein zu starker innerdeutscher Fokus auf Klimabemühungen in anderen Bereichen zu großen Baustellen führen. „Das liegt daran, dass selbst wenn Deutschland mit seinen zwei Prozent der CO2-Weltemissionen in kürzester Zeit die CO2-Neutralität schaffen würde, es so gut wie keine Auswirkung auf das Weltklima hätte. Kontraproduktiv wäre sogar ein Abwürgen der Wirtschaft, weil Deutschland in diesem Fall der Welt nicht als Vorbild, sondern eher als abschreckendes Beispiel dienen würde, was die Länder mit den restlichen 98 Prozent der Weltemissionen nicht ehrgeiziger werden ließe.“ Über Lösungen lässt sich streiten, aber die Herausforderung besteht zweifelsfrei.

Die Wirtschaftspolitik als Weichensteller

Politische Felder wie Arbeitsmarkt, Wirtschaftswachstum sowie Finanz- und Geldpolitik wirken sich direkt auf Entwicklung der deutschen Wirtschaft aus. Für hitzige Diskussionen sorgen etwa Forderungen nach höheren Mindestlöhnen, Mietdeckeln oder gar Enteignungen und die Besteuerung höherer Einkommen und Vermögen. Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Corona-Krise sind zudem noch nicht ausgestanden, die häufig geforderte schwarze Null wackelt bedenklich. CAPinside-Experte Lukas Hofer warf daher in seinem Beitrag zur Debatte die grundsätzliche Frage auf, welche Art von Staats- und Wirtschaftssystem Probleme am besten lösen kann und wie die Freiheitsgrade zwischen Staat und privater Eigenverantwortung verteilt werden sollten. „In den letzten beiden Regierungsperioden war die Stoßrichtung eindeutig: Der Staatsapparat wurde unter der großen Koalition ausgebaut. Der neue XXL-Bundestag könnte gut 1.000 Abgeordnete stark werden, statt bislang 709. Keine Demokratie der Welt hat ein so großes Parlament wie Deutschland. Zu viele Köche verderben den Brei“, so Hofers Fazit. Gerade bei komplexeren Entscheidungen und Vorhaben – denken wir an den Berliner Flughafen, die Bewältigung der Corona-Pandemie oder die Digitalisierung allgemein – führt mehr Staat nicht immer zu besseren Entscheidungen und einer schnellen Umsetzung. „All das sind die Resultate staatlicher Markteingriffe und der realitätsfernen Politik in den Elfenbeintürmen Berlins. Und diese Politik kostet die Bürger Geld: Laut der OECD hat Deutschland unter den Mitgliedsstaaten weltweit die höchste Steuer- und Abgabenlast“, gab Hofer zu bedenken.

Digitalisierung endlich anpacken

Neben den großen Themen Klima und Wirtschaft folgt aus Sicht der CAPinside -Community die Digitalisierung an dritter Stelle. Für immerhin jeden Sechsten (16 Prozent) ergeben sich hier Chancen oder Risiken für die deutsche Wirtschaft und den heimischen Finanzstandort. Aufholbedarf besteht fast überall, wie Studien regelmäßig und schmerzlich belegen. Eine aktuelle Untersuchung des European Center for Digital Competitiveness der ESCP Business School in Berlin, attestierte der Bundesrepublik Versäumnisse. Demnach verbesserten China und Saudi-Arabien ihre digitale internationale Wettbewerbsfähigkeit am stärksten, während Deutschland, Japan und Indien unter den G20-Nationen zu den Verlierern zählten. Studienmitautor Professor Dr. Philip Meissner: „Trotz des Weckrufs durch die Pandemie zeigt unser Report, dass digitale Technologien für viele Regierungen immer noch keine Priorität haben. Das ist überraschend, denn die Art und Weise, wie Regierungen den digitalen Wandel ihrer Volkswirtschaften gestalten und navigieren, wird maßgeblich darüber entscheiden, wie wettbewerbsfähig und wohlhabend ihre Länder in den kommenden Jahrzehnten sein werden.“ Aktuell, so Meissner, fehle der politische Willen, um den technologischen Wandel ernsthaft und nachhaltig in Deutschland voranzutreiben.

Angesichts der Mammutaufgaben bei Klima, Wirtschaft und Digitalisierung bewerteten die von CAPinside Befragten den politischen Einfluss von Steuer-, Bildung- und Rentenpolitik auf das deutsche Börsengeschehen als vergleichsweise gering. Fest steht, ganz gleich welche Parteien am Ende die Koalition bilden: „Nie gab es mehr zu tun“

CAPinside
Kategorien: Allgemein
1. Oktober 2021