Stefan Hölscher, zur aktuell herrschenden und künftig aufkommenden Rentenproblematik und wie der Gesetzgeber aber auch Privatpersonen dieser entgegenwirken können, sollten oder sogar müssen.
Die Politik beschäftigt sich endlich, wenn auch 20-30 Jahre zu spät mit einer Rentenreform. Fakt ist: wenn wir so weitermachen wie bisher werden entweder die nächsten Generationen verarmen oder der Staatsbankrott wird nicht aufzuhalten sein.
Da das Umlageverfahren der gesetzlichen Rente dauerhaft mit der geringer werdenden Bevölkerung nicht durchzuhalten ist, laufen auch die Vorschläge einiger Parteien komplett ins Leere.
Wenn man der Ansicht ist, man könne die Riesterverträge in die gesetzliche Rente integrieren oder man könne alle Selbständigen mit einzahlen lassen, dann führt das nur zu höheren Ansprüchen gegen die folgende Generation. Man kann sofort mehr verteilen, hat aber dafür in der Zukunft mehr Anspruchsberechtigte. Das würde die „schönen“ heutigen Zeiten etwas verlängern, aber danach den Absturz umso heftiger werden lassen.
Was wäre also zu tun?
Man könnte es sich ziemlich einfach machen: Als ersten Schritt sollte der Gesetzgeber aufhören, alles was Rendite oder Vermögen für die Bürgerin oder den Bürger bringt steuerlich zu diskriminieren und alles, was keine Rendite bringt zu fördern. Das würde die private Vermögensbildung schon mal deutlich verbessern.
Da sich gezeigt hat, dass Investmentfonds sei es in Form von aktiv gemanagten Aktienfonds oder auch von ETFs langfristig allen geförderten Produkten überlegen sind, sollte man diese als Basis nutzen.
Um Kosten zu vermeiden möchte der Staat – wie schon zu hören ist – zunächst ein möglichst kostenarmes, von ihm selbst gemanagtes Produkt anbieten. In meinen Augen kann er das gern tun, um den sehr staatsgläubigen Teilen der Bevölkerung und den „Verbraucherschützern“ hier etwas zu bieten.
Diejenigen, die an den Markt und den Wettbewerb glauben, würden dort jedoch nie investieren, da sie genau wissen, dass niedrige Kosten nicht das alleinige Argument sein kann. Ebenso wichtig sind der Ehrgeiz und die Kompetenz des Fondsmanagements. Bei einem von Beamten gesteuerten Produkt könnte da das Vertrauen fehlen. Wichtig wäre es daher in einer Gesellschaft, die sich nicht dem Sozialismus, sondern der Sozialen Marktwirtschaft verschrieben hat, auch normalen Publikumsfonds oder auch Fondsvermögensverwaltungen dieselben steuerlichen Vorteile zukommen zu lassen, wie staatlichen Produkten.
Ein gesondertes Depot als Lösung?
Man könnte hier ein als „Altersvorsorgedepot“ gekennzeichnetes Depot einrichten, in dem Investmentfonds oder Fondsvermögensverwaltungen gekauft und getauscht werden können, die im Rentenalter wahlweise über eine Einmalrente oder einen Entnahmeplan verrentet werden können. Das dürfte relativ leicht umzusetzen sein.
Solche Depots könnte man sowohl verpflichtend, als auch als Opting-out-Modelle laufen lassen, da mag es Pros und Contras geben. Wichtig bei einer Verpflichtung wäre jedoch, die Wahlmöglichkeit zwischen einem staatlichen und auch einem privaten Produkt.
Meine Prognose wäre die, dass das staatliche Produkt aufgrund schlechter Renditen und fehlender Beratung langfristig nur für diejenigen interessant ist, die sich für ihre individuelle Vorsorge nicht interessieren.
Manchmal sind eben einfache Lösungen den komplizierten deutlich überlegen. Zumindest haben sie eine Chance, von der Bevölkerung auch verstanden zu werden.